Da ich mich in meinem Berufsleben als Forscher und Dozent mehrere Jahrzehnte lang mit Kognitionspsychologie und hauptsächlich mit den Themen Lernen und Gedächtnis befasst habe, liegt es nahe, dass ich auch hier gelegentlich über dieses Thema reflektiere. Dabei versuche ich, ausgehend von Beobachtungen aus dem Alltag, Hinweise zur Umsetzung von effizienten Lernprozessen zu geben (und allenfalls mit einer kurzen Darstellung von Forschungsergebnissen zu illustrieren).
Gelegentlich beobachte ich das Phänomen, dass Lernprozesse zu früh abgebrochen werden. Stellen Sie sich vor, Sie üben auf Ihrem Musikinstrument ein Stück ein und eine Passage, etwa ein Lauf mit schnellen Sechzehntel-Noten oder eine rhythmisch schwierige Phrase, bereitet Ihnen Schwierigkeiten. Oder: Eine Passage, die sie zwar allein gut beherrschen, gelingt beim Zusammenspiel im Ensemble nicht gut. Also, wird diese Passage wiederholt, meistens solange, bis sie ein erstes Mal hinlänglich gut gelingt; anschliessend wird das Stück fortgesetzt und es wird angenommen, beim nächsten Mal würde die schwierige Passage gelingen. Was allerdings oft nicht der Fall ist. Effizienter wäre es deshalb, nach einem ersten, hinreichend guten Durchlauf, die Repetition der Passage nochmals, vielleicht sogar noch zweimal, fortzuführen, um das Gelernte zu konsolidieren.
Der dargestellte Aspekt wird in der Lernforschung als Selbstregulation bezeichnet, denn es geht ja darum, wie der/die Lernende (oder das Ensemble) den Lernprozess reguliert, weiterführt oder abbricht. Dazu gibt es eine interessante Untersuchung zum Lernen von Vokabeln einer Fremdsprache, welche in der nächsten Reflexion zum Thema Lernen und Gedächtnis dargestellt wird.